Was ist eigentlich Gastrosophie?

Das Wort begegnet mir immer häufiger und jedes Mal bringt es meine Augen zum Leuchten. Ich stelle mir darunter eine Mischung aus Ernährung und Philosophie vor, what a surprise 😉 Und ja, was soll ich sagen – beides sind Themen, die mich vollkommen intrinsisch motivieren mich ewig lange damit zu beschäftigen.

Was also verbirgt sich hinter Gastrosophie?

Nehmen wir das Wort auseinander, haben wie Gastro, das im Griechischen „Bauch“ bedeutet und -sophie, abgeleitet vom griechischen Wort Sophia (Σοφία), welches für Weisheit steht. Das bringt uns auch schon recht nahe dahin, womit sich die Gastrosophie beschäftigt. Auf Wikipedia gibt es eine ziemlich gute Zusammenfassung, die da heißt:

„Untersucht werden alle Aspekte der Lebensmittelerzeugung, der Verarbeitung, der Vermarktung bis zum Konsum, wobei nicht nur materielle technische Bereiche, sondern auch die Bedeutung der Esskulturen verschiedener Epochen, ethische und soziologische Aspekte betrachtet werden.“

Gastrosophen beschäftigen sich also mit der Wechselwirkung zwischen Ernährung und dem Menschen, aber eben weniger auf einer rein biologisch-medizinischen, sondern auf einer philosophisch-psychologischen Ebene.

Essen tangiert uns ständig und überall

Wer meint, Essen diene lediglich der Nahrungsaufnahme, liegt wohl gründlich falsch. Lebensmittel tragen zu so viel mehr bei als nur der Sättigung. Wer sich für gesundheitliche Faktoren interessiert, dem sei die Doku „Hope for all“ ans Herz zu legen.

„Essen“ begegnet uns jeden Tag in unterschiedlichsten Varianten. Damit meine ich nicht die Zeit, die wir mit dem Essen verbringen. Das ist bei den meisten Leuten nicht mal eine Stunde am Tag. Unser Alltag ist durchzogen von verschiedenen Kontaktpunkten, die von Produktion über Vermarktung hinzu Besorgung und Zubereitung der Nahrung reichen. Unsere (westliche) Gesellschaft wird ständig mit der Thematik konfrontiert, wenn auch nur unbewusst. Essen tangiert zudem Themenfelder wie die Ökonomie, die Landwirtschaft, die Politik, den Transport, die Kultur, das Gesundheitswesen, den Tourismus, die Künste, das Alltagsleben und die individuelle Identität.*

Was macht Essen mit uns?

Die wirklich interessante Fragestellung ist, wie Essen und unsere Nahrungsaufnahme auf unsere Persönlichkeit und unser Denken abfärbt. Wie läuft bei jedem Einzelnen das Zusammenspiel zwischen Essen und Wissen ab? Was macht es mit uns, wenn wir einen Tiertransporter während einer Autobahnfahrt sehen? Obdachlose nach Essen fragen? Uns Diäten in Frauenzeitschriften angepriesen werden? Wir uns wiederholt in der Mittagspause nur schnell eine Currywurst hinter drängen anstatt in Ruhe zu essen? Welchen Einfluss hat es, nur die günstigen Lebensmittel im Discounter zu kaufen anstatt zum Bauern auf einem Wochenmarkt zu gehen?

All die Situationen verlaufen unbewusst. Niemand denkt über die Wechselwirkung nach, obwohl sie nicht spurlos an uns vorbei gehen.

Die eigene Ernährung hinterfragen?

Auf der einen Seite denke ich mir immer, jeder soll das essen, worauf er Lust hat und was ihm gut tut. Auf der anderen Seite frage ich mich gleichzeitig, wie oft sich Menschen bewusst über ihre Ernährung sind? Oder warum eine solch große Diskrepanz zwischen Intellekt und Wahl der Lebensmittel herrscht? Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber diese Form der Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung würde ich in der Maslow’schen Pyramide wohl eher an die Spitze setzen. Auch wenn Essen eines der elementarsten Dinge ist, so gehört die bewusste Auseinandersetzung damit eher in den Bereich der Selbstverwirklichung. Andere Bedürfnisse müssen zunächst gestillt sein, damit der Mensch sich Zeit und (gedanklichen) Raum für diese Thematik nehmen kann.

Was macht unsere Ernäherung mit den „Anderen“?

Habt ihr euch das schon mal gefragt? Ich finde die Fragestellung extrem interessant, gerade vor dem Hintergrund kultureller und sozioligischer Aspekte. Welchen Einfluss hat eure Entscheidung, die ihr täglich mehrmals trefft, bestimmte Speisen zu essen – und zwar nicht nur für euch, sondern auch für Andere, für Produzenten, für Tiere, für die Umwelt?  Wie sind die Lebensmittel zu euch gelangt? Wer hat sie für euch angebaut? Wie wurden sie angebaut?

Essen und Ernährung sind so essentiell wie nur wenige andere Dinge in unserem Leben, dennoch scheint die Relevanz für viele so untergeordnet zu sein, dass man sich kaum Gedanken darüber macht. Und genau da setzt ein Teil der Gastrosophie an.

Die Gastrosophie beschäftigt sich jedoch nicht nur mit Fragestellungen, die die eigene Person betreffen. Das Thema Essen wird ebenso im Hinblick auf die Welternährung, Moral, Ethik und Politik beleuchtet. Eigentlich schneidet Gastrosophie wahnsinnig viele Gebiete an, denn alles hängt irgendwie mit allem zusammen.

Fazit

Gastrosophie ist ein spannendes Feld, dass auch ich gerade erst neu für mich entdeckt habe. Mündigkeit, sowie die freie und bewusste Entscheidung für oder gegen etwas, ist der Hauptgrund für diesen Blog gewesen. Neben den gesundheitlichen Aspekten unserer Ernährung, scheint Gastrosophie das fehlende Bindeglied einer zeitgemäßen Ernährung zu sein. Damit soll niemand in eine pathologische Ernährungskultur gedrängt werden, aber es soll euch ermuntern, einen gedanklichen Schritt zurück zu gehen, innezuhalten und sich selbst zu fragen, was macht meine Ernährung eigentlich mit mir?

*Quelle: Epikur-Journal

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