Netflix produziert viele Eigenformate, die eigentlich fast alle immer ziemlich toll sind. Eines, meiner Highlights ist definitiv die Food-Doku namens Chef’s Table. Hier werden einige, der besten Köche aus der ganzen Welt vorgestellt. Vorrangig orientiert sich Netflix an „World’s 50 Best Restaurants“ (sponsored by S.Pellegrino und Acqua Panna). Warum nicht am Guide Michelin? Weil es dieses Format zum Beispiel nicht in Slowenien gibt, dort aber eines, der besten Restaurants (Hiša Franko) der Welt ist.
Chef’s Table – Wer steckt hinter den Top-Köchen dieser Welt?
Die Serie ist auf mehreren Ebene höchst spannend, da es den Machern gelingt zwei Themen perfekt miteinander zu verschmelzen. Zum Einen gibt es eine Art Home-Story zu den Köchen, zum Anderen geht es natürlich um das Restaurant und die Art zu kochen.
Wer sind sie? Woher kommt ihre ausgeprägte Leidenschaft fürs Kochen? Wie ist ihr Werdegang? Was hat sie zu dem gemacht, wer sie heute sind?
Das Leben bzw. der Werdegang ist oftmals nicht geradlinig gelaufen und mit einigem Scheitern verbunden. Eigentlich gab es bei allen vorgestellten Köchen Schwierigkeiten. Nach Außen hin sieht das, nicht nur bei erfolgreichen Köchen, sondern generell bei erfolgreichen Menschen selten danach aus. Aber klar, jeder weiß, dass es nicht immer nur Sonnenschein im Leben gibt. Die Wendungen kommen immer dann, wenn es einem schlecht geht.
Es ist die große Leidenschaft, die die Leistung der Köche immer weiter pusht. Manchmal sind es zufällige Begegnungen oder einzelne Sätze, die den letzten Schliff bringen. Immer aber steckt sehr viel Arbeit und auch Ehrgeiz hinter dem Erfolg. Von nix kommt eben nix.
Neben dem privaten Einblick, geht es natürlich auch um das Restaurant & die Gerichte selbst.
Wie entstehen die Sterne-Gerichte? Was denken sich die Köche dabei? Wie gehen sie mit ihrem Team um? Welche Einflüsse spielen eine Rolle?
Oftmals ist es beeindruckend, wie viel Persönliches in den Gerichten oder einer Menüabfolge steckt. Teilweise sind sie wie ein Gedicht oder eine Geschichte, die allerdings nicht auf einem Blatt Papier, sondern auf einem Teller erzählt wird. Es ist immer auch ein kleiner Blick hinter die Kulissen. Wenngleich mir bewusst ist, dass dieser sicherlich auch einen Tick verzerrt ist, da ja offiziell gedreht wurde 😉
Der große Erfolg kam eigentlich immer erst durch zwei Dinge
Authentizität – Denn als junger Koch orientiert man sich gerne an seinen persönlichen Stars oder aber, was oftmals genannt wurden, an der französischen Küche. Sie gilt nach wie vor als der Vorreiter der Haute Cuisine. Aber am Ende muss jeder Koch seine eigene Handschrift finden. Erst dann kann er richtig gut werden, weil der Koch dann niemandem mehr hintereifert.
Regionalität – Die großen Köche dieser Welt beziehen oftmals ihre Hauptzutaten aus der Region. Saisonale Produkte, die in der eigenen Region gewachsen sind, können erntefrisch verarbeitet werden und sind dadurch deutlich aromatischer, frischer und geschmackvoller. Jede Region dieser Welt hat auch Produkte, die es woanders nicht gibt. In Brasilien bspw. gibt es Ameisen, die eine intensives Limetten-Ingwer-Aroma haben, aber nur wenige Wochen während einer Regenzeit gefangen werden können.
Zwei Beispiele. Sowohl der Mexikaner Enrique Olvera (Restaurant: Pujol), als auch die Slowenin Ana Franko (Restaurant: Hiša Franko) gelang der absolute Durchbruch erst, als sie anfingen sich auf regionale Gerichte zu konzentrieren.
Alte, urtümliche Rezepte in die Gegenwart zu transferieren, ist nicht immer ganz leicht, denn man muss sich von dem Gewohnten lösen. Wenn aber Generationen über Generationen etwas immer auf die eine Art & Weise gemacht haben, fällt es im ersten Moment nicht ganz leicht genau daran zu rütteln. Am Ende liegt aber darin das Geheimnis, zumindest bei den beiden.
Schön ist auch, dass die Köche viel darüber erzählen, wie ein solches Gericht eigentlich entsteht. Wie viel Verständnis für das Lebensmittel und auch für seine Herkunft bei der Kreation der Gerichte mit reinspielt, glaubt man kaum, wenn man sich nicht schon mal etwas intensiver mit der Thematik beschäftigt hat.
Meines Erachtens, ist Alex Atala aus Brasilien (Restaurant: DOM) wohl derjenige, der dieses Verständnis von Natur und Herkunft der Produkte auf eine ganz wunderbare Weise auf die Spitze treibt.
Fazit
Die Doku-Reihe unfassbar hochwertig mit vielen sehr ästhetischen Bildern produziert worden. Es macht Spaß die Dokus anzusehen, zudem lernt man etwas über die Menschen, die Restaurants und den Gedanken hinter den Gerichten. Warum ich wahrscheinlich auch ein Fan der Dokus bin ist, weil sie diese menschlichen Weisheiten transportieren, die weit über eine reine Kochdoku hinaus gehen.
Achso, und falls ihr kein Netflix habt… das kostet 7,99 EUR pro Monat und ist jederzeit kündbar. Aktuell gibt es zwei Staffeln á 6 Folgen. Pro Film sind die Kosten also durchaus überschaubar.
Einen ersten Einblick geben euch auch die Trailer:
Bildquelle: Screenshot www.netflix.com