Green Feather Wine | Interview mit Marianne Klausberger

Es gibt ja ziemlich viele Weingüter, aber Green Feather Wine ist uns irgendwie im Gedächtnis hängen geblieben… denn der Wein hat zwei Papageien als Maskottchen 😉 Wir wollten natürlich wissen, was dahinter steckt und haben Marianne ein paar Fragen gestellt. Auf ihrer Website sind übrigens noch viele weiter Bilder von zwei Papageien… und natürlich auch den Weinen!

Green Feather Wine – Die Story hinter dem Weingut

Was ist die Geschichte hinter eurer Idee?

Eine eher scherzhafte Idee mit einem englischen Bekannten, der filmt, (- wir meinten, es wäre witzig, wenn 2 Engländer und eine Österreicherin in Deutschland Wein machen würden – ) traf als Zündfunke bei mir auf Kindheitserfahrungen im biologischen Gemüseanbau. Und traf auch auf das Wissen, dass die Gesundheit der Pflanzen und die regulatorische Seite des Weinbaus sehr ernst zu nehmen sind. Da bei unserer ersten Fläche eine Bio-Zertifizierung nicht möglich war, ging dann bald auch die Suche nach einem neuen Stückchen Reben los.

Und jetzt sind wir Pächter von Reben, die schon viel länger bio sind als wir. Wir pachten zwei Silvaner-Stückchen und ein Bacchus-Stückchen, deshalb hiess der 2014er Wein „Drei Stueckerl“. Wir kombinieren alle drei zu einem trockenen Cuvee. Durch die kleine Menge und die hohe Qualität (Prädikatswein; bio; Handlese, also viel Handarbeit) sind wir in erster Linie ein Produkt für die, die unseren Wein schätzen und sich von der Geschichte mitreissen lassen (durch’s Mitmachen oder Blog-Lesen) und bei uns direkt kaufen, per Post aus ganz Deutschland oder durch Lieferung von uns oder unseren Papageien :o). (Inzwischen exportieren wir auch.)

Unsere zwei Papageien, Marzipan und Erbse, als Namensgeber des Projekts, sind ein wichtiger Teil der Geschichte. Wir wollen, dass sie eine Möglichkeit haben, draussen im Freien zu sein. Wie man im Blog sieht, sind sie bei vielen Schritten der Weinerzeugung dabei.

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Wie seid ihr auf den Namen eurer Firma gekommen?

Jeder, der Marzipan und Erbse das erste Mal sieht, kann sich an dem Grün der Federn der Zwei gar nicht sattsehen. Bei der Ernte sind ja sowohl die Papageien dabei, als auch immer wieder neue Bekannte, die mithelfen wollen. Auch da werden die „grünen Federn“ immer sehr bewundert. Eine Illustratorin aus Darmstadt hat sie dann für unser Etikett gemalt. „Meine neuen Auftraggeber“ hatte sie unter ein Bild von den Papageien auf Facebook gepostet, als sie durch ihre Küche liefen, während sie die Beiden ‚graphisch einfing‘.

Warum Englisch? Wir sind aus London nach Deutschland gezogen, hatten dort lange gelebt und gearbeitet (Nick noch viel länger als Marianne), Englisch ist immer noch eine bestimmende Sprache bei uns; und dann gibt es da den Freundeskreis in England und Australien. All das ein Faktor, warum viel auf Englisch ist, der Name und der Blog. Ein Eintrag im Blog beschäftig sich sogar damit, wie man „Green Feather“ ausspricht.

Wie sieht ein Tagesablauf bei euch aus?
Euer Unternehmen ist ja noch nicht so alt. Was habt ihr davor gemacht?
Könnt ihr bereits von euren Produkten leben?
Wo seht ihr euch selbst in 3 Jahren?

zu all den 4 Fragen oben: Als Jugendlicher in der Schule hatten sie uns immer erklärt, dass das einfach so ist, in der Pubertät, dass ein Körperteil nicht zum anderen passt, das müsse man so hinnehmen. Konnten wir das hinnehmen? Nicht unbedingt. So ist es mit unserem Weinprojekt: Ein Hobby, das gewachsen ist, ein Teil ist größer als der andere. Ein Campingbus muss für die komplizierte Logistik herhalten. Die Jobs bzw. gesundheitliche Regeneration bestimmen schon noch den Tagesablauf. Die Sinnfrage, – in einem Büro Verträge verändern oder im Freien Krankheiten der Pflanzen identifizieren, – spielt auch eine Rolle.

Dass das Projekt manchmal in solcher Größe erscheint, hat nicht nur mit intensiven Arbeitsphasen zu tun, sondern viel mehr mit den Winzern, die uns inspiriert haben, weiterzumachen, die unser Lesegut gelobt haben (siehe Video auf unserer Webseite), und deshalb dahinter waren, dass wir daraus auch einen tollen Wein machen; Winzer, die uns Wissen und Methoden vermittelt haben; die uns aber auch zeigten, wie schnell man vor grossen Problemen stehen kann, zB wenn ein Ersatzteil fuer eine zeit-sensitive Maschine nicht zu bekommen ist.

Wenn also der Wein und der Blog „vorne auf der Bühne“ gut sind, und uns dies jedes Jahr mit der Prädikatsweinprüfung erwiesen wird, steht hinter der Bühne noch dieses pubertierende Etwas. „Live in the Moment“ ist also das Motto. Wir freuen uns über die steigenden Verkäufe und sind gespannt, wie es weitergeht.

2015 war ein besonderes Jahr: Wir ernteten spät und alle Parameter des fertigen Weins haben total gepasst. „Spät woas, passt hods“ heisst der Wein deshalb (auf Österreichisch). Über solche Momente freuen wir uns eher, als lange in die Zukunft zu planen.

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Gibt es einen wesentlichen Unterschied zu anderen Weinen/ Silvanern? Was macht euch aus?

Der Versuch, mit wenig Maschinen und mehr Handarbeit zu arbeiten. Bei der Ernte ist das am deutlichsten, wir können mit unseren menschlichen Helfern all das wegschneiden, was wir nicht im Wein haben wollen. Während wir ernten, rattern um uns die Erntemaschinen.

Auch bei der Bodenbearbeitung, Stockarbeit und Laubarbeit versuchen wir Akzente zu setzen, die mehr Handarbeit und weniger Ertrag verursachen, aber eine weniger-bepackte Pflanze, die hoffentlich gesünder in den Herbst kommt und dadurch weniger bespritzt werden muss.

Dann ist da der Blog (und die Fotografie, – deshalb auch der Teil der Webseite, der durch die 4 Jahreszeiten in 4 Farben führt. Wir werden immer wieder gefragt, was wir denn machen müssen, mit so Reben. Wir wollen mit dem Blog mehr Verständnis für die Landwirtschaft allgemein erreichen, und was alles an Mittel aufgetragen werden muss, um „rationalisiert“ zu arbeiten, um die niedrigen Preise zu erreichen, die jeder (uns eingeschlossen) im Supermarkt erwartet. Wenn man einmal in echt erlebt hat, wie das Unkraut wie eine Lawine über das Feld rollt; und dann im Sprühregen einer Spritzmaschine gestanden hat, dann überlegt man sich irgendwann bei Allem, beim Brot, bei der Pizza, ob hier etwa das fertige Getreide mit Glyphosaten trockengespritzt wurde, oder wie man dem Unkraut Herr wurde.

Der Blog ist größtenteils auf Englisch, hat aber viele Bilder. In einer Geschichte, „ein Wintermärchen“, versuchen wir auf Deutsch diese langfristige Arbeit mit den Pflanzen zu beschreiben: die Behandlung, für die ich mich im Februar oder April entscheide, zeigt im Herbst ihre Wirkung. Das fasziniert uns, das versuchen wir mit Bildern zu vermitteln. Wir hoffen, die Leser haben Spass daran und bekommen ein Gefühl für das „Draussen Arbeiten“.

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Welche Rolle spielen die beiden Papageien? Sind sie eher Maskottchen oder haben sie eine echte Aufgabe? 😉

Bei der letzten Ernte waren sie schneller an den Trauben dran als wir, siehe 🙂 Und wo Winzer üblicherweise drei Kriterien für Reife haben (1) Öchsle/Süsse; 2) Säuregehalt; 3) wie reif ist die Frucht (lässt sich auch am Kern erkennen; haben wir ein viertes Kriterium: die Papageien schütteln den Kopf, wenn die Beeren noch nicht reif genug sind. 😉 Und dann haben Marzipan und Erbse eine grosse Rolle im Blog: Egal welchen Schritt man gerade für den Blog dokumentiert, – etikettieren, kartonieren, – auf dem Foto für den Blog ist dann jedesmal ein roter Kopf zu sehen; und die Kartons und Etiketten anknabbern tun sie dann auch gleich mal, denn die gezeichneten Papageien, das sind ja alles Konkurrenten.

Aber im Ernst: Beide Vögel kommen von Züchtern, sind also seit Generationen in Gefangenschaft. Sie sind wie Hunde, nur dass sie halt fliegen können. Man muss behutsam vorgehen, wenn man sie an das „Draussen“ gewöhnen will. Sie sind auf der Hut, melden auch den kleinsten Flugzeugstrich im Himmel als bedrohlichen Vogel. Wenn wir einen Hof oder eine Wiese hätten, könnten wir sie noch mehr an das „Draussen“ gewöhnen, so die das wollen.

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In welchen Restaurants/ Städten seid ihr bereits vertreten?

Die Fans des Green Feather Bio Weins finden sich ausser in Deutschland noch in England, Österreich und Canada. Innerhalb Deutschlands liefern wir viel in der Umgebung Darmstadts, machen auch Weinstände, wie in Atelier-Höfen und bei Weinwanderungen. Wir verschicken auch innerhalb Deutschlands, die Liefergebühr ist Euros 5,70 für eine Kiste (1,2,3,6,12, oder 18 Flaschen). So ist unser Wein schon ganz im Süden (München, Freiburg) und ganz im Norden Deutschlands (Hamburg) gelandet. Dann hat Darmstadt eine super-nette Bar, das Vinocentral, sowie eine Sommer-Freiluft-Garten-Bar, die Datterich-Klause. Dort findet man Green Feather Wine. Und nach Gerüchten sollen die Papageien selbst auch schon dort gewesen sein :o).

Von welchem Lebensmittel-Produkt seid ihr fast so sehr begeistert, wie von eurem eigenen?

Wir freuen uns, wenn wir von Produzenten direkt kaufen können. Wenn die Türe eines Supermarkts aufgeht, dann denk ich dran, welche Macht diese Firmen haben, Preise zu drücken. Am Marktplatz in Darmstadt steht ein Gemüsebauer, der sich die bio-Zertifizierung gar nicht antut und „ungespritztes Gemüse“ verkauft. Wenn wir das schaffen, da einzukaufen, dann ist das Begeisterung. Ähnlich geht es uns mit dem Hofgut Oberfeld, demeter-zertifiziert, wo wir in Zeiten vor unserem Weinprojekt ehrenamtliche Einsätze hatten und Eier unter dem Popsch der Hühner hervorgeholt haben. Dort nachzufragen, wann sie schlachten und dann dort Fleisch zu bestellen, ist ganz was anderes als das Plastickpackerl mit Stock-Photo aus dem Bio-Supermarkt.

Im Bereich Wein faszinieren uns Kollegen, die mit Spontangärung arbeiten, also den Hefen, die auf den Trauben haften. Das ist noch eine andere Kunst, wir arbeiten mit zugesetzter Bio-Hefe. Dann die Kollegen, die mit viel geringeren Schwefel-Mengen arbeiten und da auch viel Ärger mit der Zulassung der Weine haben. Wir werden sehen, ob wir uns über dieses Thema diesen Herbst drüber-trauen.

Und dann gibt es noch die Begeisterung dafür, was man noch aus den Trauben machen könnte: die grünen Trauben, die wir ausscheiden müssen, ergeben „verjus“. Und die Traubenkerne haben wir auch schon mal rausgefiltert, für Traubenkernöl. All das im Blog.


Wir danken Marianne für die ausführlichen Antworten und wünschen den beiden und den zwei süßen Papageien Marzipan & Erbse weiterhin viel Erfolg 🙂

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