In unserem Artikel zur Anuga haben wir ja schon kurz die Firma Innova Market Insights erwähnt. Nun wollen wir ihr einen ganzen Beitrag widmen. Warum? Ganz einfach, weil wir euch die Infos zu den Ernährungstrends nicht vorenthalten möchten. 🙂
Da wir in Berlin wohnen, passiert es selten, dass irgendeine Form von Food-Trend an uns vorbei geht. Ob auf Vorträgen, Messen, Street Food Märkten oder im Supermarktregal. Die veränderten Ernährungsgewohnheiten sind zumeist keine Eintagsfliege, sondern grundsätzliche Neuerungen. Aber selbst unsere Eltern und Freunde, die nicht in Berlin wohnen, haben nach und nach mit den neuen Produkte Bekanntschaft gemacht.
Was wird in anderen Ländern gegessen? Welche Ernährungstrends zeichneten sich ab?
Da Deutschland auf der Weltkarte aber nur inetwa so groß wie meine Fingerkuppe ist, wagen wir den Blick in andere Länder.
- Gibt es dort auch immer mehr Veganer, die den Tieren das Futter wegessen?
- Cafés mit 10 „Milchsorten“ und 5 verschiedenen Zuckervarianten (wer den Film „Oh Boy“ gesehen hat, dürfte jetzt leicht schmunzeln)?
- Super-Duper-Foods in fester, flüssiger und pulvriger Form?
Im wahrsten Sinne des Wortes blicken wir mit euch über unseren (deutschen) Tellerrand. Da die Studie sehr umfangreich ist, konzentrieren wir uns im Artikel nur auf ausgewählte Ernährungstrends.
20% Wachstum bei alternativen Milchprodukten
Wer die Doku What the health? oder Hope for all gesehen hat, weiß wie schädlich Milch und die darin enthaltenen Wachstumshormone für den Menschen sein können. Nachdem anfänglich kleine Nischenunternehmen sich dem Thema Pflanzenmilch, Sojajoghurt & Co. widmeten, zogen und ziehen die Großkonzerne hinterher.
Spannend ist, dass es lt. Innova Market Insights von 2012 auf 2016 einen weltweiten Anstieg von Produkten, die als Alternative zu Milch fungieren, um 20% gab. Es ist also kein rein deutsches Phänomen. Eigentlich auch kaum verwunderlich, veträgt ein Großteil der Bevölkerung keine Laktose.
Produkte, die Fleisch substituieren steigen um 14 % an
Ähnliches zeichnet sich bei Fleischalternativen ab – hier lag der Zuwachs im gleichen Zeitraum bei 14%. Für mein Dafürhalten könnte der Anstieg deutlich größer sein. Unser Fleischkonsum ist für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich und die meisten Anbauflächen für Getreide und Soja dienen nicht etwa der menschlichen Ernährung, sondern die der Tiere. Die Menge macht wie immer das Gift – und was den Konsum von Tieren angeht, so ist der Grad an Giftigkeit schon lange überschritten. Wer meint, dass sei Irrsinn, dem seien ebenso die beiden o.g. Dokus anzuraten.
27% mehr High-Protein-Produkte
Während die einen dank zu wenige Bewegung und ungesunder Ernährung immer fetter und kränker werden, etablierte sich eine immer größerer Gegenbewegung. Sportler und Selbstoptimierer trainieren zum Teil exzessiv oder halten sich körperlich fit. Während es lange Zeit vor allem Eiweißpulver waren, die zur ernährungsphysiologischen Leistungssteigerung herangezogen wurde, entwickelte sich der Markt gerade in den letzten Jahren massiv weiter.
Produkte zur Regenerierung und Leistungssteigerung verzeichneten von 2012 auf 2016 einen Zuwachs von 19%. 27% mehr Produktlaunches gab es hingegen bei Nahrungsmittel, die einen besonders hohen Anteil an Protein mitbringen. Noch beeindruckender ist jedoch die Zahl der Produkte, die auf Erbsenprotein basieren. Hier liegt der Anstieg von 2015 auf 2016 um 65%!
47% Zuwachs an neuen Produkten mit dem Claim „Superfood“
Zunächst sei mal gesagt, dass der Begriff nicht geschützt ist. Weil Chia-Samen und Leinsamen sich vom Nährstoffprofil sehr ähneln, könnten die kleinen Samen aus Deutschland zum Beispiel den gleichen Titel tragen. Aber das nur am Rande.
Allgemein werden darunter Pflanzen und deren Produkte verstanden, die besonders viele Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Gefühlt entstehen täglich andere Produkte mit neuen oder bekannten Superfoods und überall werden Superfood-Salate, Superfood-Riegel und Superfood-Smoothies angepriesen. Die Studie von Innova Market Insights bestätigt genau dieses Gefühl. Zwischen 2011 und 2016 stiegen Produkte mit dem Claim Superfoods um 47% an. Das Wort Superfruits liegt mit 15% etwas dahinter. Worauf sich wohl auch viele Unternehmen stürzen ist Kurkuma. Der weltweite Anstieg der Produkte, die gelb färbende Wurzel enthalten, liegt von 2015 auf 2016 bei satten 46%. Wir sind gespannt, was als nächstes kommt… aber irgendwas muss die armen Avocados ja mal ablösen. 😉
Fertiggerichte mit Hülsenfrüchte wachsen um 12%
Was wir in Restaurants verteufeln, ist für den Eigenbedarf durchaus ein Alltagshelfer. Produkte, die sofort verzehrfähig sind bzw. nur aufgewärmt werden müssen, haben einen Wandel vollzogen. Frische Zutaten und keine Geschmacksverstärker sind hierbei die Key Driver für den Anstieg. Mittlerweile ist die Qualität wirklich gestiegen und hat nichts mehr mit den „guten“ Dosen-Raviolis aus der Studentenzeit zu tun. 😉 In Russland geben 21% an, dass echte Zutaten der wichtigster Faktor sei, wenn sie sich Fertiggerichte kaufen.
Der Anstieg von Fertiggerichten mit Hülsenfrüchten ist bedingt durch den geringer werdenden Konsum von Fleisch. Hülsenfrüchte sind die Proteinquelle bei einer pflanzenbasierten Ernährung.
Getränke mit dem Claim „Craft / Handgemacht“ steigen um 88% an
Der Getränkemarkt wandelt sich stark, gerade im Hinblick auf Softdrinks. Immer noch vorherrschend sind Getränke von Coke & Pepsi, die voll mit Zucker und E-Nummern sind. Seid ein paar Jahren zeigen findige Gründer, dass es auch anders geht. Kombucha, selbstgebraute Tees, Softdrinks mit Agavensirup & Co. sieht man immer häufiger in Supermärkten und Cafés.
Das zeigt auch die weltweite Statistik. Von 2015 auf 2016 wurden 88% mehr Produkte auf dem Markt eingeführt, die im Claim mit „Craft“ arbeiten bzw. angeben, dass die Produkte handwerklich produziert wurden. 26% mehr Produkte enthielten das Wort pflanzlich und 47% wollten die Konsumenten mit dem Wörtchen Ingwer zum Kauf animieren.
Fazit
Die Statistiken der Innova Market Insights bestätigen in der Regel das, was wir auch beobachten. Dennoch ist es (zumindest für uns deutsche Statistiknerds) toll, wenn das Gefühl durch Zahlen bestätigt wird. Es sind vor allem die kleinen Manufakturen, die den Markt revolutionieren und neue Produkte entwickeln. Großkonzerne denken einfach zu wirtschaftlich und springen erst auf den Zug auf, wenn er mit Höchstgeschwindigkeit durchs Land reist. Wir sind gespannt, wohin die Reise geht und halten euch natürlich auf dem Laufenden!