Die Anuga – Was gab es zu entdecken auf der weltgrößten Foodmesse?

Für alle, die noch nie was von der Anuga gehört haben: Sie ist die größte Foodmesse der Welt oder im Fachjargon, die Leitmesse für die Ernährungswirtschaft. Sie findet nur alle zwei Jahre statt und versammelt sozusagen die ganze (Food-) Welt für mehrere Tage in Köln.

Insbesondere in den Hallen mit „Fine Food“ finden sich allerhand Aussteller mit ihren landestypischen Produkten. Die zum Teil wirklich kleinen und hochgradig spezialisierten Händler suchen Einkäufer, die ihre Produkte importieren, distribuieren und vermarkten.

Wie auch schon auf der Internorga, ist der Trend zu Convenience-Produkte auch auf der Anuga ungebrochen. Ob tiefgekühltes Obst- und Gemüse, vorgefertigte Bäckereiprodukte, Lasagne-Produzenten, die für die hiesigen Handelsmarken produzieren oder Thunfischanbieter, die White-Label-Produkte anbieten. Der Markt ist riesig, denn egal ob für den gastronomischen Gebrauch oder aber zur Weiterverarbeitung eigener Produkte – wer sich nicht mit der natürlichen Haltbarkeit von Lebensmitteln auseinandersetzen möchte, wird hier sein Produkt finden.

Da wir nur einen Tag vor Ort waren, ist es jedoch schier unmöglich gewesen, alle Hallen und Stände abzuklappern. Wir konzentrierten uns daher auf die Halle mit den biologischen Produkten, da sie uns am authentischsten erschien. 😉

Unsere Entdeckungen auf der Anuga 2017

1.) Snacks

Andere Länder, andere Sitten. Wir wäre es in Zukunft mal mit einem getrockneten Fisch oder einer Fischhaut anstatt der Tüte Chips? Mit einem hohen Eiweiß- und Collagenanteil ist es zumindest gesünder als die Kartoffelvariante. Nur der erste Biss kostet wohl etwas Überwindung… mir persönlich waren da die Insekten auf der Paleo Convention lieber.

Getrocknete Gemüsechips sind nicht nur in Deutschland ein Renner. Gerade in Osteuropa und Russland gibt es viele Produzenten. Spannend waren bei La Batata vor allem die getrockneten Zwiebeln, die sicher super snacken lassen.

Wer die VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ schaut, wird sich an diese Chipsbox sicherlich erinnern. Die Sorten sind allesamt luftgetrocknet, dadurch auch deutlich fester im Biss, aber auch eine willkommene Abwechslung im Regal der frittierten Fernsehsnacktütchen.

Algen bzw. Algenprodukte durften natürlich auch nicht auf der Anuga fehlen. Hier wurde ein süßer Snack mit der Spirulina-Alge gefertigt und verknüpft den süßen Zahn mit Vitaminen und Mineralstoffen. In Massen sollte man das Produkt sicherlich dennoch nicht verzehren, trotz der Spirulina-Alge… 😉

2.) Getränke, Getränke, Getränke

Richtig lecker war der Cold Brew Coffee von Lycka. Warum? Sie fügen einen kleinen Anteil Kokosblütenzucker hinzu. Das lässt den Kaffee deutlich weicher und milder werden. Ein Fläschchen enthält übrigens soviel Koffein wie 4 Espressi. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Produkt allerdings noch nicht auf dem Markt, dafür steigt bei uns die Vorfreude!

Super praktisch sind diese Beutel mit Tee oder Kaffee. Es braucht nur heißes Wasser und schwupps, hat man ein fertiges und vor allem sehr gut schmeckendes Getränk! Ob beim Camping, auf dem Weg zur Arbeit oder auf einem Festival – an heißes Wasser kommt man immer irgendwie ran.

Coldpressed Säfte sind eigentlich ein alter Hut, nicht wahr?! Was uns an Live Fresh begeistert hat, ist die Story dahinter. Die Jungs tüfteln wie im StartUp-Bilderbuch in einer Garage und starteten von da aus ihr Unternehmen. Geschmacklich hat es uns vor allem die Grapefruitsorten angetan.

3) Vegane Produkte

Kein Nachahmerprodukt, sondern von Natur aus vegan sind diese Pasten. Das Hummus ist das beste Hummus aus einer Packung, dass ich jemals gegessen hab. Wir hoffen und wünschen uns den Markteintritt nach Deutschland, denn auch die anderen Sorten verfügen über hochgradig süchtig machendes Potenzial. 😉

Na klar, vegane Ersatzprodukte gab es einige auf der Anuga zu finden. Vor allem Würstchen, Wurstscheiben, aber auch Käse auf Basis von Soja, Seitan, Kokosöl oder Mandeln haben sich in den letzten Monaten qualitativ und sensorisch mächtig weiter entwickelt. Schön zu sehen war, dass Veganismus kein deutsches oder Großstadtphänomen ist, sondern in vielen europäischen Ländern seinen Platz zu finden scheint. 

Weil man beim Unternehmen „Bedda“ weiß, dass Veganer häufig mit der Versorgung von Vitamin B12 zu kämpfen haben, wurde deren Käse mit eben diesem Vitamin angereichert. Das Gute: Die Produkte von Bedda sind bereits im deutschen Einzelnhandel vertreten. Insbesondere deren Parmesan-Alternative hat es uns angetan. Den Unterschied schmeckt man wohl nur noch jemand, der aus der namensgebenden Region in Italien stammt.

Suppen sind einer der beliebtesten Snacks der Deutschen. Schaut man sich auf der Anuga um, scheint es aber in ganz Europa einen Hype darauf zu geben. Wer bei dem Wort Suppe noch immer an die Eintöpfe von Oma denkt, liegt wirklich gänzlich falsch. Viele von ihnen kommen sogar komplett ohne Zusatz- und Füllstoffe wie Guarkernmehl aus. Natürliche Zutaten und Gewürze machen die Suppen zu einem tollen schnellen Gericht.

4) Spiritousen

Da parallel das Bar Convent Berlin statt fand, waren auf der Anuga nur vereinzelt Spirituosenmarken am Start. Am meisten angetan hatte es uns der Cucumber Gin aus Großbritannien, sowie die Ginsorten aus Thüringen. Insbesondere der Ginseng ist super speziell, da er sehr scharf ist und mit 51% Umdrehungen auch einen nicht zu verachtenden Alkoholwert inne hat.

Während es auf der Internorga einen eigenen Craft Beer Bereich hat, musste man auf der Anuga eher danach suchen. Fündig wurden wir bei den Polar Monkeys aus Finnland und dem Bierproduzenten Bierra Antonia. Letzteres faszinierte uns nicht nur mit ihrem Pale Ale Lager, sondern auch mit den außergewöhnlichen Etiketten.

5) Fleisch

Puh… schwierig und speziell 😉 Es gab Hallen, die voll von Fleischproduzenten waren. Zum Teil fühlte ich mich wie in einer Schlachterhalle, denn es hingen ganze Tiere zur Schau in Vitrinen. Natürlich sollte man sich damit auseinander setzen, wo das Fleisch herkommt, was man verputzt, aber irgendwie kriege ich persönlich nicht die negative Assoziation der Massentierhaltung aus dem Kopf. Gerade bei solchen Messen bzw. in diesen Themenhallen, in denen die Maße der Stände wohl stets einem indirekten Schwanzvergleich der Aussteller entspricht.

Aber hey, auch hier wollen wir nicht alle in eine Schublade stecken. 😉 Natürlich gibt es auch die Produzenten, die ihre Tiere artgerecht aufziehen und ihre Mitarbeiter fair behandeln. Gerade südeuropäische Fleischspezialitäten sind eine wunderbare und feine Sache!

Etwas Irritation rief in uns ein Stand hervor, der auf die ganzheitliche Verarbeitung setzte. So stand in der Unternehmensbroschüre auch Kopfhaut und Aorta zur Bestellung zur Verfügung. An sich ist der „From Nose to Tail“ Ansatz genau richtig… nur fragten wir uns in dem Moment, wofür dieses Teile des Tieres wirklich verwendet werden. Bratwurst? Lyoner? Burger? So ganz sind wir dem (noch) nicht auf die Schliche gekommen, wofür solche Teile des Tieres verwendet werden, es kann ja auch wirklich ein Vorbild unter alle den andere Fleischproduzenten sein. Bei Gelegenheit recherchieren wir hier noch mal tiefergehend.

6) Convenience everywhere

Neben all den positiven Erlebnissen, gab es natürlich auch die negativen. In der realen Welt scheint alles auf Convenience ausgerichtet zu sein. Egal, ob am eigenen Herd oder in der industriellen Verarbeitung. Klar, man darf auch hier nicht alle über einen Kamm scheren, aber für mich macht es einen wesentlichen Unterschied, ob ich mir die fertige Suppe für Zuhause im Supermarkt bewusst kaufe oder es im Restaurant unwissend vorgesetzt bekomme.

Condeli beliefert bspw. alle größeren Handelsmarken mit ihrer Lasagne. Klar, kein Novum, aber irgendwie ist es noch mal was anderes, wenn man direkt davor steht.

Ein ebenso großer Markt ist der TK-Bereich. Es gibt praktisch nichts, was man sich nicht vorbereitet und tiefgekühlt bestellen kann. Ob als Endprodukt oder zur Weiterverarbeitung ist dabei nicht entscheidend. Vielmehr stellen wir uns die Frage, was am Ende wirklich noch frisch in den Restaurants, Imbissen und Hotels dieser Welt auf dem Teller landet.

Ein schier riesiger Markt sind auch alle die Bäckereiwaren, die von großen Industrieunternehmen vorgefertigt bzw. zum Aufbacken angeboten werden. Trends wie farbige Burgerbrötchen werden in windeseile ins Sortiment aufgenommen, damit die Verkäufer auch immer up to date bleiben. Ein Hoch auf den Einheitsbrei… oder nicht?!

Weltweite Ernährungstrends: Innova Market Insights

Oui, als wir den Stand erreichten, waren wir ziemlich begeistert. Wenn ich irgendwann noch mal eine Vollzeit-Festanstellung eingehen würde, wäre dieses Unternehmen wohl ganz oben in meiner Gunst. Innova Market Insights beschäftigt sich mit weltweiten Ernährungstrends. Sie listen alle neuen Produkte samt Inhaltstoffen, Claims, Verpackungsmaterial usw. auf. Zudem erheben sie Studien und stellen entsprechende Infos bereit. Ich mein, wie spannend ist das denn? Falls ihr selbst in entsprechenden Unternehmen arbeitet oder an einer Produktentwicklung sitzt, könnt ihr euch hier super über eure Konkurrenz informieren.

Fazit

Die weltgrößte Foodmesse Anuga ist schon ein echtes Schlachtschiff und zieht nicht ohne Grund Anbieter der Ernährungswirtschaft aus der ganzen Welt nach Köln. Es war vor allem spannend Produkte aus der ganzen Welt kennenzulernen und sich mit den Anbietern zu unterhalten. Etwas mehr Craft Beer und Spirituosen hätten wir uns gewünscht… und etwas mehr Zeit. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.