Zwar wechseln sich Landflucht und Landlust je nach Region immer mal wieder ab, aber viele Menschen entscheiden sich nicht zuletzt aus beruflichen Gründen für ein Leben in der Stadt. Die Ballungsgebiete wachsen schnell und der Zugang zu Obst & Gemüse aus regionalem Anbau wird zunehmend schwieriger. Die Idee des Vertical Faming oder der vertikalen Landwirtschaft war geboren. Es bezeichnet den Anbau von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Gebäuden oder Gewächshäusern, die sich in die Höhe und nicht in die Breite strecken.
Vertical Farming – Die Ursprünge
Die allerersten Ideen zu Vertical Farming entstanden bereits in den 1960er Jahren im Zuge der Internationalen Gartenschau in Wien. Othmar Ruthner präsentierte der Öffentlichkeit damals die ersten Gewächshäuser, die in die Höhe ragen. Viele Jahre später sorgte der New Yorker Professor Dickson Despommier zusammen mit seinen Studenten für die wesentliche Weiterentwicklung. Deren eigentliches Ziel war es, die Bevölkerung in Manhattan mit einem Urban Farming Konzept autark zu versorgen. Der Platz auf den Flachdächern reichte jedoch hinten und vorne nicht aus und so begann Despommier ein Konzept zu entwickeln, dass auf den vertikalen Anbau ausgelegt war. Mittlerweile arbeiten viele Teams auf der ganzen Welt daran, das Projekt weiter nach vorne zu bringen.
Sichert die vertikale Landwirtschaft die Ernährung der Zukunft?
Fakt ist, dass die Weltbevölkerung immer weiter anwächst. Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass 2050 etwa 9,7 Milliarden Menschen auf der Welt leben werden. Um diese zusätzlichen 2 Milliarden Menschen satt zu kriegen, braucht es neue Ideen. Basierend auf Berechnungen, ist ein Flächenausbau der Landwirtschaft nicht realisierbar. Es bräuchte ein Areal so groß wie Brasilien, was das Weltklima nur immer stärker zerrütten würde. Bereits jetzt lassen sich die Folgen der Viehzucht direkt mit dem veränderten Klima und den Klimakatastrophen in Verbindung setzen. Es braucht also neue Ansätze.
Die Crux mit der tierischen Ernährung
80 % der Ackerbauflächen werden dafür genutzt, Tiere in Mastbertrieben zu ernähren. Die vielen Soja- und Maisfelder dienen nicht der menschlichen Ernährung, sondern der Gier der Menschen nach Fleisch. Auch wenn sich in den westlichen Ländern erste Veränderungen hin zu einer vegetarischen oder veganen Ernährung zeigen, so steigt andererseits gerade in den asiatischen Ländern der Fleischkonsum. Kurz- und mittelfristig gesehen, werden die Ackerbauflächen wohl weiter für die Tiermast genutzt werden. Vertical Farming löst also nicht das eigentliche Problem, dennoch hat es hohes hohes Potenzial weit mehr als nur ein kurzfristiger Trend zu sein.
Infarm – Urban Indoor Faming
Einer der Pioniere im Bereich Vertical Farming in Deutschland, ist die Firma Infarm. Sie entwickelten Gewächshäuser verschiedener Größen, die es ermöglichen auf den jeweiligen Ebenen verschieden Pflanzenarten zu züchten. Erste Restaurants und Supermärkte, wie zum Beispiel Edeka haben bereit ihre eigenen Infarm-Regale und können ihre Kunden mit dem frischen Grün versorgen.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Keine Pestizide, geringe CO2-Belastung, Regionalität und die Vitamine und Mineralstoffe bleiben erhalten.
Andere Länder bzw. vor allem einzelne Städte sind uns Deutschen jedoch schon weit voraus. Japan, London, Singapur und in Teilen der USA ist Vertical Farming schon deutlich stärker verbreitet als hierzulande. Bleibt zu hoffen, dass wir in Deutschland dem Trend offen gegenüber stehen und diesen Schritt nach vorne mitgehen.
Fazit zu Vertical Farming
Da ich selbst schon in den Genuss von Salaten kam, die aus einer Vertical Farming Zucht stammen, bin ich mehr als überzeugt. Der Geschmack ist deutlich frischer und intensiver. Der Erhalt der vielen Mikronährstoffe ist für mich ein weiteres unschlagbares Argument. Wer in Berlin wohnt, kann sich zum Beispiel im Imbiss „Good Bank“ von der Frische überzeugen.