Wunderschöne Landschaften, jede Menge Ruhe, wilde Kängurus… und Weinverkostungen ab 10 Uhr bei 42 Grad im Schatten. Das Hunter Valley ist ein großes Weinanbaugebiet und etwa 2,5 Autostunden von Sydney entfernt. Überall sind kleinere und größere Weingüter, die mit ihren Weinhängen und hübschen Landhäusern der Gegend ihr Gesicht geben.
Das Hunter Valley ist übrigens das älteste Weinanbaugebiet Australiens und beherbergt mehr als 150 Winzer. Neben diversen Weinsorten, steht das Gebiet vor allem für handwerkliche Produkte, die dort direkt vom Erzeuger bezogen werden können. Handgemachte Schokoladen und Pralinen, Wurst- und Käsesorten, sowie einige gehobene Restaurants vollenden das kulinarische Wunderwerk.
Ein Wochenende im Hunter Valley
Da es unzählige Weingüter gibt, ist unsere Empfehlung dort ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Wir selbst waren von Freitagabend bis Montagvormittag dort und hatten das Glück das wärmste Wochenende mit 42 Grad im Schatten abzugreifen. Ideale Bedingungen für ausgiebige Weinverkostungen, oder?! 😉
Aber keine Angst, die Räumlichkeiten sind alle klimatisiert und ab etwa 40 Grad werden die Weinverkostungen ausschließlich in den Innenräumen durchgeführt. Wer zudem jede Menge Wasser im Gepäck hat, ist bestens gerüstet.
So eine Weinverkostung kann sehr schnell gehen, aber meistens haben wir etwa 1,5 – 2 Stunden pro Weingut gebraucht. Die Winzer oder Angestellte kennen ihre kleinen Schätzchen aus dem Effeff und erzählen euch zu jedem eine Geschichte und Hintergrundinfos. Die geballte Ladung an Weinwissen also! Da kommt wohl kein Weinkurs mit. 😉
Weinkritiker: James Halliday
Was für Restaurants der Michelin Guide oder der Gault-Millau ist, ist für australische Weine der Weinkritiker James Halliday. Es verhält sich bei den Winzern und den Chefköchen auch sehr ähnlich. Die Einen versuchen ein möglichst hohes Ranking zu erzielen und warten gespannt auf die alljährliche Bewertung. Die Anderen hingegen legen keinen gesonderten Wert auf eben diese. Schafft man es eine hervorragende Kritik zu bekommen, wunderbar – wenn nicht, dann nicht.
Nichtsdestotrotz ist kann man sich auf die Punktevergabe des Herren durchaus verlassen. Die Range reicht von 0 bis 100 Punkte, allerdings fanden wir im Hunter Valley nur solche mit mindestens 90 Punkte. Liegt sicherlich auch daran, dass niemand seinen Wein mit 30 Punkten ausweisen würde. 😉 Falls du, was Weine angeht, nicht allzu sehr bewandert bist, kannst du dich aber sehr gut an seinen Aussagen orientieren.
Weingut Capercaillie
Es war das erste Weingut, dass wir im Hunter Valley besucht hatten und ein perfekter Start. Super idyllisch blickten wir von der Terrasse aus auf einen See und auf der anderen Seite des Hauses erstreckten sich die Weinreben. Zu den Weinen wurden Cracker und Cheddar serviert – was nicht bei allen Weinverkostungen dazu gehörte. Mich persönlich begeisterte vor allem der Sparkling Red Wine. Zum Einen hab ich noch nie einen Sparkling Red Wine getrunken, geschweige denn davon gehört. Zum Anderen hat er mir einfach sensationell gut geschmeckt.
Weingut Tallavera Grove
Von allen Weingütern, die wir besuchten, hatte das Tallavera Grove wohl die schönste Aussicht. Dein Blick schweift über Hügel und Täler, die ganz und gar mit Weinreben bebaut sind. Wunderschön. Zur Anlage gehört auch ein Restaurant mit Außenplätzen. Wer einen besonderen Ort für einen Lunch oder Dinner sucht, ist hier goldrichtig. Unsere liebsten Weine war der 2014er Merlot, der Liquer Verdelho, der mit einem Schuss Brandy angemacht ist und der 2016er Friandise.
Weingut Briar Ridge
Nicht weit entfernt vom Tallavera Grove liegt das Weingut Briar Ridge. Der Winzer vor Ort war super unterhaltsam und kredenzte uns unter anderem drei verschiedene Shiraz-Weine. So direkt im Vergleich werden die Unterschiede selbst für uns als Nicht-Wein-Sommeliere mehr als deutlich. Wir probierten die Jahrgänge 2016, 2015 und 2013 und letzterer war wirklich enorm lecker und unser Favorit.
Weingut Keith Tulloch Winery
Das ganze Areal gleicht einem Gemälde. Es ist so wunderschön und zauberhaft, wie aus einem Bilderbuch. Die Einrichtung ist ein Mix aus altenglischem und Landhaus-Stil. Aber die Keith Tulloch Winery überzeugt auch mit seinen inneren Werten. Immer als wie dachten, der Wein war jetzt der beste, wurde uns der nächste kredenzt, der noch mal weicher, aromatischer und runder im Geschmack war. Knaller! Unser Lieblingswein, schon allein wegen dem Namen, war „The Doctor“. Ebenfalls ein Shiraz, aber aus dem Jahre 2014.
Weingut Esca Bimbadgen
Das Weingut lag direkt neben unserer Unterkunft und war unsere letzte Station. Leider sollte es uns aber nicht den perfekten Abschluss ermöglichen. Zwar ist das Gelände sehr hübsch und das oben gelegene Restaurant bietet eine tolle Aussicht, aber die Weinverkostung war sehr ungemütlich. Alles ging ratzifatzi, es gab keine Stühle zum Sitzen und auch dem Herren hinterm Tresen waren wohl die über 40 Grad Außentemperatur trotz der klimatisierten Räume zu Kopf gestiegen. Nichtsdestotrotz hat uns der Rosé Trempranillo und auch der Dessertwein Botrytis Semillon aus 2014 richtig, richtig gut gefallen.
Tipp für deine Unterkunft: H Boutique Hotel
Im Hunter Valley gibt es diverse Möglichkeiten zur Übernachtung. Da wir insgesamt vier Erwachsene und zwei Kids waren, entschieden wir uns für das H Boutique Hotel. Die Anlage beherbergt diverse Bungalows mit einzelnen Appartements. Die Räume sind großzügig, das Bad ebenso, alles ist hell und freundlich eingerichtet. Es gibt eine Küche, in der du abends schön kochen und einen der frisch erworbenen Weine trinken kannst. Von der Außenterrasse hast du nicht nur einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang, sondern auch auf die wilden Kängurus, die allabendlich in der Dämmerung vorbei kommen. Wer ganz vorsichtig ist, schafft es auf 2-3 Meter an die Tierchen ran.
Dinner im Restaurant Amanda’s On The Edge
Gutes Essen und guter Wein sind untrennbar – keine Wunder also, dass es im Hunter Valley einige tolle Locations gibt. Wir entschieden uns für das Restaurant Amanda’s On The Edge, das, natürlich, umzingelt von Weinreben war. Die Anlage ist großzügig gestaltet, die Innenräume bleiben dem englischen Landhausstil treu.
Bei der Auswahl der Gerichte konnte uns lediglich das Curry nicht überzeugen, da es geschmacklich einfach nicht rund war. Die Ente und das Ocean Trout Filet hingegen waren super lecker. Auch die Vorspeisen überzeugten uns sehr.
Ein Kritikpunkt geht in Richtung Wartezeit, die hier doch etwas zu lang war zwischen den Gängen. Wer sich davon nicht stören lässt, ist dort bestens aufgehoben.
Fazit zum Hunter Valley
Wer Entspannung sucht und ein Herz für hervorragende Weine hat, sollte sich bei seinem Australienbesuch unbedingt dorthin begeben. Der Wein tut sein übriges, damit man wirklich total runterkommt vom stressigen Alltag. 😉